Georg Friedrich Daumer

1800 – 1875

Lieb ist immer erstgeboren; sie ist ewig

ein einziger Moment; Zeit ist ihr nichts;

sie ist nicht in der Zeit, da sie ewig ist;

sie ist kurz, die Liebe; Ewigkeit ist eine

himmlische Kürze                   Bettina

 

 

Das Ewige nach dem Begriff der Menge

Ist, was sich endlos dehnet in der Zeit –

Doch welch ein Zerrbild nur der Ewigkeit,

Das sich den Wert der echten nie erränge!

 

Denn die so heißet in des Wortes Strenge,

Ein göttlich Eines ist sie, durch den Streit

Von Nah und Fern nicht mit sich selbst entzweit,

Reich ohne Maß selbst in der engsten Enge.

 

In diese selige Tiefe führest du

Die Seele mir, die ohne Rast und Ruh,

Bis sie das Unaussprechliche gewonnen.

 

Gefühle gibst du, die, der Zeit zum Hohn,

Eintauchen in die reine Region,

Wo wir in Licht, wo wir in Gott zerronnen.

 

 

 

 

 

Georg Friedrich Daumer

1800 – 1875

Habt ihr jenes Auge geseh’n,

Ganz gebildet aus Lebensgeist?

                               Hafis

 

Schau ich hinein in deiner Augen Glanz,

Den wunderreinen, seelenvollen, süßen –

Ich wähne, daß mich Gottes Engel grüßen;

Entzücken bin ich, Andacht, Liebe ganz.

 

Nie hat sich sich in der Schönheit Blüthenkranz

Mir diese stille Zauberkraft bewiesen;

Nie, meine tiefste Seelenlust zu büßen,

Vergaß ich so der Stunde raschen Tanz.

 

Es lobe sich ein Andrer jede Lust,

Die heiße Sinne sich auf falscher spur

Mit Gold und List erkaufen und erbeuten –

 

Ihn peiniget die Oede seiner Brust

Im Hochgenuß; ich fühle, blick’ ich nur

In’s Auge dir, des Himmels Seligkeiten.